H.-J. Schade: Der Rückblick 2019 als Ausblick 2020

19. Dezember 2019


Das Gemeinsame von Rückblick und Ausblick: Die Widersprüchlichkeit der Politik steigt!

Wahlmöglichkeit: zwischen Pest und Cholera

Das Vertrauen der Ärzte in die Politik umfassende Reformen im Gesundheitswesen anzustoßen und umzusetzen, liegt nach dem MLP-Report 2019 bei 22 %, d.h. 78 % sind skeptisch oder wenig zuversichtlich.

Parallel ist bei der Bevölkerung festzustellen, dass es einen massiven Vertrauensverlust der Bürger in die Politik gibt. Der Bürger hat das Gefühl, dass bezüglich der Handlungsfähigkeit des politischen Systems ein massiver Kontrollverlust eingetreten ist.

Das bedeutet nicht, dass es in der ökonomischen Ebene der Ärzte zu Einbrüchen gekommen ist. Im Gegenteil, viele verspüren eine weitere Verstärkung der Patientennachfrage und stabile Einkommensstrukturen.

Gleichzeitig ist die Chance eine Arbeitsentlastung durch Kollegen oder Praxispersonal zu bekommen, schlechter geworden. Große Praxiseinheiten reduzieren Zweigstellen und ärztliche Arbeitsplätze, weil deren Angestellten-Leistungsbeiträge keine Rentabilität gewährleisten.
Gleichzeitig ergibt sich bei dem zentralen Umbruchthema „Digitalisierung“ die größte Paradoxie. Gesundheitsminister Spahn stellt das System des Gesundheitswesens auf Digitalisierung um und gleichzeitig wird deutlich, dass Praxisverwaltungssysteme und erforderliche Module wenig Datensicherheit gewährleisten können. Die Skepsis von Bürgern und Ärzten verstärkt sich immer mehr.

Dennoch wird dies die Entwicklung zur Digitalisierung nicht verzögern. Der Druck der alleine durch die neuen bargeldlosen Bezahlsysteme ausgeht, wird die Digitalisierung beschleunigen.
Gleichzeitig entstehen neue umfassende regionale digitale  Alltagsplattformen mit relativ hoher Datensicherheit, weil Sparkassen und Volksbanken nun selbst digitale Infrastrukturen anbieten, wo der Bürger als Patient/Angehöriger von zu Hause leicht bedienbar, seine Bank- und Finanzgeschäfte abwickeln kann, den Kontakt zu Ärzten und Apotheken im Gesundheitsbereich umsetzen kann und seine gesamten Alltagsaktivitäten zu kommunalen Stellen, zum Einkauf, zur Mobilität, Kommunikation außerhalb der globalen, gewerblichen Plattformen von Google, Facebook, Apple, etc. abwickeln kann.

Nur 2 % der Ärzte haben sich aktiv entschieden, diese Veränderungen in den Bereichen Telekonsile, Telekonsultationen, digitale Netzwerkstrukturen umzusetzen.
Zwar glaubt die Mehrheit, dass dies innerhalb von 10 Jahren notwendig sein wird. Man hofft jedoch auch, dass diese Investitionen an Zeit und Geld und andersartiger Kompetenz und Selbstdarstellung an einem vorübergeht.
Die zentrale Gefahr dabei ist, dass in dem Zögern der Zugriff auf die Jugend und das bildungs- und einkommensstarke Drittel der Bevölkerung verloren geht, die Digitalität schon in ihr Leben integriert haben. Schon jetzt ist absehbar, dass die größten Anbieter in der Angebotsebene von Fernbehandlungen in Richtung der Rhöngruppe mit dem schweizer Spezialisten Medgate gehen und über die Burda-Gruppe die Plattformen Jameda/Patientus/nebenan.de Stiftung als gewerbliche Regionalplattformen anbieten.

Der Prozess der Digitalisierung ist kein evidenzbasiertes Denken in entweder/oder sondern ein widerspruchsvoller gleich-zeitiger und gleich–gültiger sowohl/als auch Prozess.
Das bedeutet für das Jahr 2020 jetzt starten und sich einlassen mit der Digitalisierung statt zu warten, auch trotz der vielen Widersprüche des Alltags.

Für das bevorstehende Fest und den Jahreswechsel wünsche ich Ihnen Gesundheit, Lebensqualität und berufliche Erfolge
Ihr
H.-J. Schade und das Team von Broglie, Schade & Partner.

Rechtsanwalt und Mediator
Fachanwalt für Medizinrecht
hjs@arztrecht.de


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